Durch die Rheinwiesen bei Uedesheim
Der Uedesheimer Rheinbogen ist seit 1987 NSG und seit 2003 FFH-Gebiet. Die Deichflora selbst und die Umgebung der Deiche ist den artenreichen Glatthaferwiesen zuzuordnen, die stellenweise in Halbtrockenrasen übergehen. Am Rheinufer hat sich ein Weichholzauenstreifen gebildet.
1994 wurde der Deich erhöht und verstärkt. Durch die Baumaßnahmen wurde zunächst die Pflanzenwelt er Deiche in Mitleidenschaft gezogen. Inzwischen hat sich wieder eine artenreiche Wiesenflora eingefunden. Keimzelle der Artenvielfalt war ein Deichstück, das nicht saniert, sondern unverändert als flächenhaftes Naturdenkmal erhalten wurde.
Zu Beginn der Exkursion unmittelbar hinter dem Deichtor wurden folgende Arten zwischen dem steilen Deich und dem Rheinufer beobachtet:
Anthriscus sylvestris | Wiesen-Kerbel | Potentilla neumanniana | Frühlings-Fingerkraut |
Arrhenaterum elatius | Glatthafer | Ranunculus acris | Scharfer Hahnenfuß |
Campanula rotundifolia | Rundblättrige Glockenblume | Ranunculus bulbosus | Knolliger Hahnenfuß |
Centaurea scabiosa | Skabiosen-Flockenblume | Salvia pratensis | Wiesen-Salbei |
Cerastium arvense | Acker-Hornkraut | Sanguisorba minor | Kleiner Wiesenknopf |
Cruciata laevipes | Kreuz-Labkraut | Silene latifolia ssp. alba | Weiße Lichtnelke |
Dactylis glomerata | Knäuelgras | Tragopogon pratensis | Östlicher Wiesen-Bocksbart |
Galium album | Wiesen-Labkraut (noch nicht blühend) | Trifolium campestre | Feld-Klee |
Heracleum mantegazzianum | Riesen-Bärenklau | Trifolium pratense | Rot-Klee |
Heracleum sphondylium | Wiesen-Bärenklau | Veronica teucrium | Großer Ehrenpreis |
Holcus lanatus | Wolliges Honiggras | Vicia hirsuta | Rauhaarige Wicke |
Leucanthemum vulgare | Wucherblume |
Auf der Rheinuferseite fallen besonders auf:
Anchusa officinalis | Gewöhnliche Ochsenzunge |
Armoracia rusticana | Meerrettich (üppig weißblühend) |
Rorippa austriaca | Österreichische Sumpfkresse (Besonderes Kennzeichen: Blätter geöhrt) |
In einem Silberweidenbestand nahe der Fährrampe hat sich ein Bestand der Breitblättrigen Kresse Lepidium latifolium gebildet. Die Breitblättrige Kresse ist ein Neubürger der einheimischen Flora mit ausbreitender Tendenz. Dies ist auf unterirdische Ausläufer zurückzuführen. Geschwächt werden manche Pflanzen durch einen Vollschmarotzer, die Nesselseide Cuscuta europaea.
Die vorherrschende Farbe der Wiesen zwischen Deich und Rhein ist gelb mit weißen Tupfern:
Ranunculus acris | Scharfer Hahnenfuß | Bellis perennis |
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Ranunculus bulbosus | Knolliger Hahnenfuß | Ornithogalum umbellatum | Doldiger Milchstern | |
Ranunculus repens | Kriechender Hahnenfuß |
Dazu niedrig und blau:
Veronica chamaedrys | Gamander-Ehenpreis |
Auf der westlichen Seite des Deiches sind völlig andere Farben zu beobachten (die meisten Arten waren allerdings wegen des kalten Wetters kaum aufgeblüht):
Centaurea scabiosa | Skabiosen-Flockenblume | Rumex thyrsiflorus | Straußblütiger Ampfer |
Leucanthemum vulgare | Wucherblume | Salvia pratensis | Wiesen-Salbei |
Lotus corniculatus | Hornklee | Symphytum officinale | Beinwell |
Plantago lanceolata | Spitz-Wegerich | Vicia sepium | Zaunwicke |
Auf dem Trampelpfad der Deichkrone wurden u.a. notiert:
Bromus hordeaceus | Weiche Trespe | Plantago major | Breit-Wegerich |
Auf dem eingangs erwähnten „alten“, etwas niedrigeren Deich nimmt die Artenzahl nochmals zu. Zu den bereits erwähnten Wiesenarten gesellen sich - zum Teil in hoher Individuenzahl – u.a.:
Briza media | Zittergras | Knautia arvensis | Acker-Witwenblume |
Campanula rapunculus | Rapunzel-Glockenblume | Rhinanthus alectorolophus | Zottiger Klappertopf |
Centaurea jacea | Wiesen-Flockenblume | Saxifraga granulata | Knöllchen-Steinbrech |
Galium verum | Echtes Labkraut | Securigera (Coronilla) varia | Bunte Kronwicke |
Geranium pratense | Wiesen-Storchschnabel | Thalictrum minus ssp. minus | Kleine Wiesenraute |
Im weiteren Verlauf der Wanderung konnten u.a. folgende bemerkenswerte Arten erklärt werden:
Euphorbia cyparissias | Zypressen-Wolfsmilch | Bunias orientalis | Morgenländische Zackenschote |
Ajuga reptans | Kriechender Günsel | Primula veris | Wiesen-Schlüsselblume (durch das kalte Wetter letzte Nachblüher!) |
Ulmus minor | Feld-Ulme |
Die Vorschriften des Wasserwerks haben zur Folge, dass die Wiesen ungedüngt bleiben. Man hat in den letzten Jahren die ungedüngten Flächen im NSG ständig erweitern können, auch wurden Ackerflächen in Grünland umgewandelt. Diese Maßnahmen wirken sich positiv auf die Artenzahl und damit auf die Biodiversität aus. Zuständig ist die Biologische Station in Knechtsteden.
Vor dem Rückweg gab es noch einige besondere Höhepunkte am Wegesrand:
Eryngium campestre | Feld-Mannstreu | Aristolochia clematitis | Aufrechte Osterluzei |
Equisetum x moorei | Moores Schachtelhalm (selten im Rheintal!) | Orobanche caryophyllacea | Labkraut-Sommerwurz |
Asparagus officinalis | Spargel |
Die Sommerwurz war sozusagen die “Wendemarke”. Anschließend ging es den gleichen Weg zurück – mit einem Abstecher zum Querdeich zwischen dem alten und dem neuen Deich und den folgenden Arten:
Sambucus ebulus | Attich | Sanguisorba officinalis | Großer Wiesenknopf |
Zum Großen Wiesenknopf gibt es noch eine nichtbotanische Information. 2007 hat man in diesem Bereich des NSG ein Wiederansiedlungsprojekt für die FFH-Art Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling gestartet. Dieser Falter benötigt die Blüten des Großen Wiesenknopfes im Juli/August zur Eiablage und die Rote Knoten-Ameise zur Brutpflege. Beides war vorhanden, nur der Falter war ausgestorben. Deshalb wurden die Schmetterlinge von ausreichend großen Vorkommen im Westerwald umgesiedelt. Geeignete Pflegemaßnahmen wie Mähzeitpunkt usw. gehören zum Projekt. Erste Erfolge waren 2008 zu beobachten.
Literatur:
DÜLL, R. & H. KUTZELNIGG (1992): Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch. 4. Aufl. Quelle & Meyer Verlag Stuttgart
HAEUPLER, H. & T. MUER (2000): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag Stuttgart.
HAEUPLER, H., A. JAGEL & W. SCHUMACHER (2003): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Nordrhein-Westfalen. Landesanstalt für Ökologie , Bodenordnung und Forsten NRW Recklinghausen.
Infotafel des NSG
KREIS NEUSS (Hrsg.) (1995): Natur und Landschaft im Kreis Neuss. Rheinland Verlag Köln
ROTHMALER; W. (2000): Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 3. 10. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg-Berlin
STEVENS, M. et al. (2008) : Die Rückkehr des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Natur in NRW 4/08, S. 37 ff.