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Botanische Exkursion nach "De Bruuk" und Millingerwaard

Am 6.6.2010 führte die Botanische Sektion eine Exkursion in das niederländische NSG "De Bruuk" und in das "Millingerwaard", ein grenzübergreifendes Naturreservat durch.

 

Am 6.Juni 2010 nahmen 15 Mitglieder  des NVW an einer botanischen Exkursion zum Niederrhein teil. Ziel war zunächst das niederländische Naturschutzgebiet „De Bruuk“. Da es sich um eines der wertvollsten Naturreservate der Niederlande handelt, ist ein Betreten der Kernflächen nur mit Autorisation der Staatsforstverwaltung unter einem Führer erlaubt, ansonsten kann man das Gelände nur von den Wanderwegen aus einsehen. Der Groesbeeker Biologe Johan Thissen, Mitarbeiter der „Werkgroep Milieubeheer Groesbeek, De Bruuk“, führte kompetent durch das sensible Gebiet.

De Bruuk bei Groesbeek

Eine mächtige Lehm- und Tonschicht verhindert die Versickerung des Oberflächenwassers aus den umliegenden Hügeln. Daher ist immer eine Staunässe vorhanden – Voraussetzung zur Entwicklung von sogenannten Heuwiesen.  Das NSG „De Bruuk“ ist bereits 1939 ausgewiesen worden, allerdings hatte man damals noch nicht die Bedeutung der nachfolgenden Pflegemaßnahmen erkannt. Dadurch trat eine Verbuschung ein, die das ursprüngliche Bild der Feuchtwiesen nachhaltig veränderte. Zusätzlich wurden Entwässerungsgräben angelegt. Erst im letzten Viertel des 20 Jhdts. wurde eine Rückverlegung in den ursprünglichen Zustand eingeleitet, ein wichtiger Vorgang war das Abplaggen. Inzwischen hat ein großer Teil der Wiesen wieder den klassischen Charakter der Cirsio-Molineten mit einem prächtigen Arteninventar.

De Bruuk bei Groesbeek De Bruuk bei Groesbeek De Bruuk bei Groesbeek

Während die Seggen (hier als Besonderheiten die Saum-Segge Carex hostiana – in den Niederlanden sonst sehr selten – und die Floh-S. C. pulicaris) für den Betrachter eher unscheinbar sind, bieten die Orchideen ein prächtiges Bild.

Dactylorhiza20

Die Bestimmung stößt allerdings auf große Schwierigkeiten. Neben den „reinen“ Arten Dactylorhiza maculata, D. majalis, D. praetermissa und D. incarnata kommen alle Übergangsformen innerhalb dieser Artengruppe vor. Auch die phänologischen  Beobachtungen führen nicht unbedingt zu einer sicheren Determination.

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Einen besonderen Aspekt bilden die großen Flächen der Englischen Kratzdistel C. dissectum. Weitere große Besonderheiten sind der Zungenhahnenfuß Ranunculus lingua, der Strauß-Gilbweiderich Lysimachia thyrsiflora und die beiden Läusekräuter Pedicularis palustris und P. sylvatica.

 Pflanzenliste „De Bruuk“ (Auswahl):

Briza media
Zittergras Dactylorhiza praetermissa Übersehene Fingerwurz
Caltha palustris Sumpfdotterblume Drosera rotundifolia Rundblättriger Sonnentau
Carex acutiformis Sumpf-Segge Eleocharis palustris Sumpfsimse
Carex disticha Zweizeilige Segge Galium palustre
Sumpf-Labkraut
Carex echinata Igel-Segge Iris pseudacorus Gelbe Schwertlilie
Carex hirta Rauhe Segge Listera ovata Großes Zweiblatt
Carex hostiana Saum-Segge                
Lysimachia thyrsiflora Straußblütiger Gilbweiderich
Carex nigra Schwarze Segge Lysimachia vulgaris Gemeiner Gilbweiderich
Carex oederi Späte Gelb-Segge Myrica gale Gagelstrauch
Carex ovalis Hasenfuß-Segge Pedicularis sylvatica Wald-Läusekraut
Carex pallescens Bleiche Segge Pedicularis palustris Sumpf-Läusekraut
Carex panicea Hirse-Segge Peucedanum palustre Sumpf-Haarstrang
Carex pilulifera Pillen-Segge Platanthera bifolia Zweiblättrige Waldhyazimthe
Carex pulicaris Floh-Segge Potentilla erecta
Blutwurz
Cirsium dissectum Englische Kratzdistel Potentilla palustris Sumpf-Blutauge
Dactylorhiza fuchsii Fuchs’sche Fingerwurz Ranunculus flammula Brennender Hahnenfuß
Dactylorhiza incarnata Fleischfarbene Fingerwurz Ranunculus lingua Zungen-Hahnenfuß
Dactylorhiza maculata Gefleckte Fingerwurz Rhinanthus angustifolius Schmalblättriger Klappertopf
Dactylorhiza majalis Breitblättrige Fingerwurz Valeriana dioica Kleiner Baldrian

 Lysimachia thyrsiflora Cirsium dissectum Cirsium dissectum 

Pedicularis palustris Pedicularis sylvatica Myrica gale

Carex panicea Eriophorum angustifolium Iris pseudacorus

Eher zufällig waren die Begegnungen mit der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens) und der Frühen Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula)

Calopteryx splendens Pyrrhosoma nymphula

Am Nachmittag stand ein Besuch des Auwaldes von Millingerwaard auf dem Programm. Unter der Führung von Wolf Stieglitz konnten die Teilnehmer die Naturschutzbemühungen der niederländischen Nachbarn in einem Teilbereich der „Gelderse Poort“, einem grenzübergreifenden Naturprogramm, beobachten. Während auf deutscher Seite zwischen Kranenburg und Kleve die bäuerlichen Strukturen wiederbelebt werden, stehen auf niederländischer Seite die Rekultivierungsmaßnahmen in den Sand- und Lehmabgrabungen im Mittelpunkt. Dabei wird dem Naturschutz, vor allem dem Vogelschutz, ein breiter Raum zugestanden. Besonders die Trauerseeschwalben-Kolonie beeindruckte, hier wurden künstliche Inseln als Nisthilfen geschaffen. Weiter konnten Graugänse in großer Zahl, ein Weißstorch, Haubentaucher, Dorngrasmücken, Mönchsgrasmücken, Gartenbaumläufer, Stieglitze, Graureiher und Kormorane gehört und beobachtet werden.

Chlidonias niger Chlidonias niger

Ciconia ciconia Ciconia ciconia Ciconia ciconia

Die Abgrabungsflächen sind in verschiedenen Stadien zu betrachten, neben Initialstadien kommen ausgeprägte Seenlandschaften vor, es gibt Dünenbildung und Verbuschungsformen bis hin zum Auwald. Leider war durch den späten Winter die Vegetation etwa 3 Wochen zurück, so dass die große Besonderheit, das Sumpf-Kreuzkraut Senecio paludosus nur als Pflanze im nichtblühenden Stadium zu erkennen war. Am Vogelbeobachtungshaus wurden die Wasservögel eingehend betrachtet. In der Uferzone um das Beobachtungshaus wuchsen weitere botanische Raritäten: Wasserfenchel (Oenanthe aquatica), Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Schild-Hahnenfuß (Ranunculus peltatus), Seekanne (Nymphoides peltata) und Schwanenblume (Butomus umbellatus) waren die Höhepunkte dieses botanischen Abschnittes. Der Regen verhinderte ein weiteres Vorgehen bis zum „Teetuin“. Auf dem Rückweg wartete ein letztes botanisches Highlight auf die Exkursionsteilnehmer: Eine große Wasserfläche bedeckt mit der Wasserfeder (Hottonia palustris).

Hippuris vulgaris Oenanthe aquatica Oenanthe aquatica Hottonia palustris Ranunculus peltatus

Im Bauerncafé in Keeken wurde die Exkursion abgeschlossen.

Keeken Keeken

 

Pflanzenliste  „Millingerward“ (Auswahl):

Butomus umbellatusSchwanenblumeNymphoides peltataSeekanne
Centaurea pratensisWiesen-FlockenblumeOenanthe aquaticaWasserfenchel
Hippuris vulgarisTannenwedelPotamogeton crispusKrauses Laichkraut
Hottonia palustrisWasserfederPotamogeton pusillus agg.Kleines Laichkraut
Iris pseudacorusGelbe SchwertlilieRanunculus peltatusSchild-Hahnenfuß
Lycopus europaeusWolfstrappReynoutria sachalinensisSachalin-Knöterich
Melilotus altissimusHoher SteinkleeRorippa austriacaÖsterreicische Sumpfkresse
Mentha aquatica
Wasser-MinzeSchoenoplectus lacustrisTeichbinse
Nuphar luteumGelbe TeichroseSenecio paludosusSumpf-Kreuzkraut
Nymphaea albaWeiße SeeroseTypha angustifoliaSchmalblättriger Rohrkolben