Hochsommer-Exkursion zu Kaisermantel, Schachbrett und Mohrenfalter
Lampertstal
Wenn erwachsene Männer in Gruppen auf dem Bauch herumkriechen und freudig erregte Soziallaute von sich geben – dann ist mal wieder Eifel-Exkursion. Mehr als 35 Tagfalterarten in wenigen Stunden, die Hochsommer-Exkursion ins Lampertstal und nach Nettersheim bot einiges an Überraschungen
Falter in Menge und Top-Lebensräume direkt am Wanderweg, barrierefreies Terrain für die ältere Generation, keine größeren Steigungen oder Gekletter, zudem ausreichend Parkflächen: Das Lampertstal bei Blankenheim hat es uns angetan, dort gibt es eigentlich immer gute Falterfunde, und in den vergangenen Jahren haben wir deshalb dem Tal alljährlich mindestens einen längeren Besuch abgestattet.
Ende Juli ist eine gute Schmetterlings-Zeit für die Eifel, das Wetter nicht zu heiß, und so waren auch am 23. Juli 2023 wieder insgesamt zehn Interessierte pünktlich vor Ort, angeführt von Tim Laußmann.
Schon im Umfeld des Parkplatzes waren Dutzende Schachbrettfalter, Braune Feuerfalter und Kaisermäntel reichlich zu beobachten. Der Brombeer-Perlmuttfalter – Brenthis daphne ist in der Eifel mittlerweile fest etabliert, der Große Perlmuttfalter – Speyeria aglaja eher selten, Erebia ligea, der Weißbindige Mohrenfalter, schon ein echtes Highlight. Die Wiesen in den Trockentälern der Eifel waren schon lange abgeräumt, und so verteilte sich die Exkursion rasch entlang der Weg- und Grabenränder, Hecken und Altgrasstreifen, wo sich auch die Falter konzentrierten. Nach drei Stunden war die Artenliste schon lang, dreistellige Anzahlen von Kaisermantel und Schachbrett waren notiert.
Die Exkursion zog um zum Steinbruch Höneberg, wo es Erklärungen zur geologischen Entwicklung der Region und den komplexen Landschaftsformen der Eifel mit ihren Kalkkuppen und Tonmulden gab. Der Wuppertaler Verein hat eine lange Tradition gemeinsamer Exkursionen zusammen mit Botanikern, Geologen und Entomologen, und so hatten am Ende auch diejenigen, die schon alles gesehen hatten, wieder etwas dazugelernt.
Schlüsselblumen-Würfelfalter
Der eindeutige Star am Höneberg war allerdings keine geologische Schichtenfolge, sondern wieder ein Tagfalter: Hamearis lucina, der Schlüsselblumen-Würfelfalter, hatte sich wohl in der Jahreszeit vertan. Die Art fliegt normalerweise von April bis Juni, zur Blütezeit der Schlusselblumen. Allerdings gibt es in der Literatur auch Angaben über Lysimachia-Arten als Nahrungspflanze der Raupen (Lysimachia nemorum, L. nummularia) und zumindest partielle 2. Generationen der Falter (vgl. EBERT Bd. 2: 149 ff.). Auf jeden Fall eine außergewöhnliche Beobachtung, das Geläster über die „Dickleibspinner“, die da beim Fototermin herumkrochen, konnten wir da leicht verschmerzen.
Schlüsselblumen-Würfelfalter
Insgesamt betrachtet schienen etliche Falterarten 2023 nach kaltem Frühsommer immer noch verspätet am Start zu sein, so zeigten sich erst einzelne frisch geschlüpfte Tiere von Lysandra corydon, dem Silbergrünen Bläuling.
Nettersheim
Zum Abschluss der Tour gab es dann nach Ortswechsel ins nahegelegene Nettersheim noch einen Klassiker: Der Graubindige Mohrenfalter – Erebia aethiops konnte am „Schmetterlingspfad“ in Nettersheim in Anzahl beobachtet und fotografiert werden. Die Art hat dort ihr einziges Vorkommen in der Deutschen Eifel, in der Wallonie auf belgischer Seite gibt es wenige weitere versprengte Klein-Populationen.
Abseits der giftverseuchten Landwirtschaftswüsten scheinen in der Eifel zumindest die tagaktiven Schmetterlinge gute Lebensverhältnisse vorzufinden. Am Ende der Exkursion standen 35 Arten Tagfalter auf der Gesamt-Artenliste. Nicht schlecht für einen schönen Sonntag unter Gleichgesinnten!
Literatur
Ebert, G. & E. Rennwald [Hrsg.] (1991) b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 2. Tagfalter II. – 535 S.; Stuttgart (Ulmer).
[Der Bericht ist im Original auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V. erschienen.]
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