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Scutellaria altissima L.

Bericht über einen Fund von Scutellaria altissima L. in Wuppertal-Vohwinkel
Die Industriebrache auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Vohwinkel („Vohrang“) ist seit längerer Zeit Gegenstand von umfangreichen naturkundlichen Untersuchungen und Monitorings. Ausgangspunkt war ein Habitat der Zauneidechse. Der Bereich der Aufnahmen lag westlich des Straßentunnels „Unten zur Linden“. Die gewaltigen Erdbewegungen, die zur Industrieansiedlung an der neugeschaffenen Yale-Allee notwendig waren, führten zu neuen Rohboden-Situationen und damit zu neuen Gelegenheiten für Einwanderer, sich zu „positionieren“.
Der Solinger Botaniker FRITHJOF JANSSEN fand 2013 in einem Straßengraben an der Yale-Allee eine Lamiacee, die sich als Scutellaria altissima L. herausstellte. Diese Art ist in NRW bisher nur von 2 Standorten bekannt: Ein Vorkommen im Norden Aachens am Schneeberg ((5202/1) ist seit Jahrzenten dort bekannt und seit langem eingebürgert (aktuelle Beobachtung 2014 SCHIEFER mdl.). Eine zweite Fundstelle dürfte unbeständig sein und wurde aus Bergisch-Gladbach gemeldet (5008/2 WAUER †). Der neue „Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (2013)“ erwähnt die Art lediglich im Inhaltsverzeichnis als „eingebürgert“, ohne eine Verbreitungskarte. Bei HEGI ist über das Verbreitungsareal der pontisch-pannonischen Art zu entnehmen, dass sie in lichten Laubgehölzen und Magerwiesen an warmen Hängen des südöstlichen Europa vorkommt, die nordwestliche Arealgrenze liegt in Ungarn. Auch in Österreich sind die bekannten Vorkommen eingebürgert, stammen aber aus Verwilderungen. Die bei HEGI aufgeführten und von ROTHMALER teilweise übernommenen Angaben bedürfen einer Überprüfung. Einige Angaben bei ROTHMALER sind auch in dem – inzwischen überholten – Verbreitungsatlas Ostdeutschlands als synanthrop eingezeichnet (Karte 1665).
Scutellaria_altissima.jpg
Das Vorkommen in Vohwinkel, das auch 2014 vital war, stammt vermutlich aus Gartenabfällen, da die Art in Katalogen einschlägiger Zierpflanzenanbieter zu finden ist. Denkbar wäre auch, dass die Art schon seit längerem im Bereich des Vohwinkler Bahnhofs vorkommt, also als orbitophil – d.i. auf dem Schienenweg eingeschleppt - eingestuft werden könnte, und bisher übersehen wurde. Erst nachdem das Gelände freigeräumt wurde, konnte die Art entdeckt werden. Unabhängig von allen Überlegungen, was die Herkunft angeht, stellt diese Art eine Bereicherung unserer Flora dar. Bleibt zu hoffen, dass der Standort dieser Rarität nicht so schnell von einer weiteren Bebauung berührt und beeinträchtigt wird. Danke an Herrn Janssen für diese sensationelle Mitteilung! Aus der Population stammt die letzte blühende Pflanze, die Herr Janssen zur Dokumentation mit nach Hause nahm.

Literatur:
BENKERT, D., F.FUKAREK & H. KORSCH (1996): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschlands. Gustav Fischer
HAEUPLER, H., A, JAGEL & W. SCHUMACHER (2003): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Nordrhein-Westfalen. Hrsg. Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen
HEGI, G. (1927, Nachdruck 1964): Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Bd. V/4.Teil, S. 2514 ff.
ROTHMALER, W. (2002): Exkursionsflora von Deutschland, Bd.4: Gefäßpflanzen Kritischer Band S.601