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Schriftfarn

Es wird über einen Neufund des Schriftfarns Asplenium ceterach L. berichtet.

Der Schrift- oder Milzfarn Asplenium ceterach L. (Ceterach officinarum WILLD.) stammt aus dem Mittelmeerraum. Er befindet sich in Nordrhein-Westfalen an der Nordwestgrenze eines lückigen Areals. Nur wenige disjunkte Vorkommen in Niedersachsen liegen nördlicher (BENNERT 1999, dort Verbreitungskarte). Die Verbreitungskarte im „Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Nordrhein-Westfalens“ (2003) zeigt 11 Fundorte, darunter nur einen linksrheinischen Wuchsort in der Eifel. Bekannt sind im Einzugsbereich der Wuppertaler Flora die Vorkommen im Neandertal (SCHMIDT 1887), die nach wie vor vital sind. Es muss davon ausgegangen werden, dass inzwischen die Zahl der Fundorte angestiegen ist, da der Farn sicherlich übersehen wurde.

Herr Uwe Bolz (Neuss) berichtet von einem solchen neu entdeckten Fundort in Neuss-Furth. Dieser Standort existiert an einer etwa 50 Jahre alten fast ganztägig beschatteten (!) Stützmauer aus Ziegelmauerwerk.

Asplenium ceterach Asplenium ceterach

Die Population umfasst etwa 130 Exemplare, darunter viele Jungpflanzen.

Asplenium ceterach Asplenium ceterach

Die Grünanlage ist alljährlich Anlaufpunkt für die Fronleichnamsprozession. Es bestand die Gefahr, dass aus Unkenntnis der Bedeutung dieses Standortes - sicherlich in bester Absicht! - die Mauer komplett entkrautet werden könnte. Auf Initiative von Herrn Bolz ist der Mauerstandort in das Biotopkataster der Stadt Neuss aufgenommen worden. Weiter gibt es die Zusage, dass die Pflege- und Unterhaltungsabteilung des Grünflächenamts angewiesen ist, diese Mauer aus den allgemeinen Pflegemaßnahmen  herauszunehmen. 

Inzwischen (Juni 2010) ist das befürchtete Szenario eingetreten: Die Mauer ist "saniert" worden, sprich entkrautet und gejätet, nur noch wenige winzige Pflanzen haben das Massaker überlebt (BOLZ per e-mail). Her Bolz hat inzwischen in einem weiteren Nachtrag berichtet, dass die Schäden doch nicht so gross wie ursprünglich angenommen sind (Bild unten).

In Wuppertal gab es einen ähnlich vitalen Standort am Wendehammer beim Sportplatz "Am Gelben Sprung" in Barmen, den das Schicksal der Totalreinigung ereilte, die Natursandsteinmauer wurde saniert! Nur ein ausgewachsener Stock sowie eine Jungpflanze haben das "Massaker" überlebt und sind Ende Juli 2009 beobachtet worden. Es bleibt zu hoffen, dass aus diesen Pflanzen eine neue Population entsteht (Bolz schriftl.)

An dieser Stelle unserem Vereinsmitglied Uwe Bolz herzlichen Dank für die Beobachtung und die Maßnahmen zum Erhalt des Standortes!

Lit.:

BENNERT, W. (1999): Die seltenen und gefährdeten Farnpflanzen Deutschlands. Bundesamt für Naturschutz

SCHMIDT, H. (1887): Flora von Elberfeld.  Jber. Naturwiss. Ver. Elberfeld 5

HAEUPLER, H., A. JAGEL & W. SCHUMACHER (2003): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Nordrhein-Westfalen. LÖBF

Juli 2009

 Asplenium ceterach in einer Solinger Mauer


In den Floren für das Gebiet Remscheid-Solingen-Wuppertal wird der Farn außer für das Neandertal nicht angegeben Grund dafür dürften die ungünstigen klimatischen Verhältnisse sein.
So war ich sehr erfreut, als ich am 23. 3. 2005 drei Exemplare des Farns in einer südexponierten Vorgartenmauer in Solingen-Krahenhöhe, Schaberger Str. 3, fand *). In Fugen des Bürgersteigs davor wuchs etwas Unkraut. Ich hatte Sorge, dass mit dem Unkraut der Farn in der Mauer entfernt werden könnte. Da der Grundstückseigentümer nicht zu erreichen war, konnte ich nur mit einem Mieter sprechen. In der Folgezeit trat meine Befürchtung ein: Das Unkraut im Bürgersteig und die Farne in der Mauer wurden beseitigt.
Doch mit großer Freude stellte ich in der Folgezeit fest, dass die Farnpflanzen wahrscheinlich aus den in den Mauerfugen verbliebenen Wurzeln wieder ausgeschlagen sind und man jetzt mehr Pflanzen als zuvor hat. Ich erzählte der Hauseigentümerin und ihrer Tochter von der Einzigartigkeit des Farnes für Solingen. Sie versprachen mir, den Farn in Zukunft zu schonen.
 

Asplenium ceterach Asplenium ceterach


Adolphy, K. (1994): Flora des Kreises Mettmann. NRW-Stiftung.
Leschus, H. (1996): Flora von Remscheid. Beiheft 3 Jber. Naturwiss. Ver. Wuppertal.
Stieglitz, W. (1987): Flora von Wuppertal. Beiheft 1 Jber. Naturwiss. Ver. Wuppertal
*) Veröffentlicht in M. Hölting: Farn- und Blütenpflanzen in Solingen, Ergänzungen des Jahres 2005.

März 2011                                                                         Dr. Jürgen v.d.Steinen (Solingen)